Ich habe eine sehr schöne Streckenbeschreibung erhalten, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Achtung sehr detailiert. Morgen wird dann abgefragt
1:
Die Linksknick hinter der Startlinie hat es gleich in sich: Vor der Anbremszone lauert eine Kuppe, auf der das Auto leicht unruhig wird. Deshalb immer vor oder erst hinter der Kuppe bremsen. Die Bremszone selbst ist mit vielen kleinen Bodenwellen gespickt. Weil die enge Links am Ausgang zumacht, ist es von Vorteil, spät einzulenken, um gleich nach dem Scheitelpunkt die Lenkung wieder öffnen zu können und konstant aus der Kurve herauszubeschleunigen. Dabei lässt man sich weit in Richtung Curbs hinaustragen, vermeidet aber jeden Kontakt. Gefühlloses Herausbeschleunigen ist besonders bei nassen Bedingungen und Heckantrieb fatal: Die Zweite-Gang-Kurve ist dann am Ausgang glatt wie Schmierseife. Je nach Achsübersetzung und Antriebskonzept kann man die Kurve auch im dritten Gang fahren, doch besonders Hecktriebler neigen dann wegen des fehlenden Punches sehr schnell zum Untersteuern.
2:
Für Speedfreaks wartet bereits 300 Meter hinter der Startlinie die erste Mutprobe. Der ultraschnelle Hatzenbach-Bogen ist richtig anspruchsvoll. Je nach Leistung muss die Mutpassage leicht oder stärker angebremst werden. Beim Anbremsen ist darauf zu achten, dass das Auto möglichst gerade steht, das erleichtert das Finden des idealen Einlenkpunktes. Weil die Kurve nach außen hängt und ab dem Scheitelpunkt schwere Bodenwellen die Fahrt unruhig machen, muss der Fahrer dem Auto durch sanftes Reinfallen-lassen in den Vierten-Gang-Knick helfen. Am Ausgang kann man sich weit hinaustragen lassen und sehr frühzeitig weiter beschleunigen. Bei starkem Regen ist Vorsicht geboten: Breite Rinnsale ergießen sich quer über die Fahrbahn!
3:
Nach einer kurzen Highspeed-Passage mit knapp über 200 km/h geht es in einen der technisch anspruchsvollsten Streckenabschnitte der Nordschleife, das Hatzenbach-Geschlängel. Die Einfahrt hat ihre Tücken, weil quasi in zwei Portionen die Pace reduziert wird: In der welligen Anbremszone am Ende der Geraden wird kurz und hart gebremst und vom fünften in den vierten Gang zurückgeschaltet. Am Ende der Eingangslinks folgt die zweite Verzögerung für die lange Doppelrechts, die in fast allen Autos im dritten Gang und mit einem konstanten Lenkeinschlag durchfahren wird. Der doppelte Rechtsbogen hat seit seinem neuen Asphaltauftrag vor allem im Regen seinen Schrecken verloren: Früher strandeten die Autos reihenweise wegen des tückisch glatten Belags in den Reifenstapeln.
4:
Teil zwei des Hatzenbach-Geschlängels ist etwas für Fahrer mit Gefühl. Nach dem gleichmäßigen Herausbeschleunigen aus der Eingangs-Doppelrechts heißt es Gas und Atem anhalten: Ganz am rechten Fahrbahnrand wird der Linksknick angefahren, um einen weiten Radius zu nutzen. Unter konstanter Last, also mit gleich bleibender Gaspedalstellung, wird der Linksknick genommen. Erfahrene Ring-Piloten kennen noch die tückische Bodenwelle im Scheitelpunkt, die seit dem Auftragen einer neuen Asphaltdecke weit gehend eliminiert wurde. Vorteil: Man muss nun nicht mehr über den Curb am Kurveninnenrand fahren, um das Auto stabil zu halten. Im Zwischenstück zwischen dem Kurvenausgang der Links und der Einfahrt in das Ausgans-S des Hatzenbach-Geschlängels ist gefühlvolle und wohl dosierte Verzögerungsarbeit gefragt: Das Auto neigt bei weich abgestimmtem Fahrwerk durch die schnellen Kurvenwechsel zum Aufschaukeln. Wenn diese Tendenz durch abrupte Bremsmanöver verstärkt wird, folgen Konterschwünge und ein harter Abflug in die nahen Leitplanken der Hatzenbach.
5:
Der Ausgang der Hatzenbach-Passage erweist sich als tückischer Stopper am Ende einer überaus flüssigen Kurvenkombination. Vor allem der Linksknick zum Abschluss macht biestig zu. Deshalb muss die Geschwindigkeit vor der Abschlusslinks perfekt einreguliert werden: Entweder man erledigt die Bremsarbeit beim Einbiegen in das abschließende S oder man verzögert zusätzlich noch einmal leicht vor dem letzten Linksknick. Der Ausgang wird möglichst weit auf der linken Fahrbahnseite angefahren, um den Radius für die enge Kurve weit zu öffnen. Man lenkt hart ein und öffnet schnell wieder die Lenkung, um optimal herausbeschleunigen zu können und nicht untersteuernd auf die Curbs zu rutschen. Sofort am Ausgang wechselt man wieder auf die linke Fahrbahn, um sich optimal für das Anbremsen der Hocheichen-Kurven zu positionieren.
6:
Eine der charakteristischsten und faszinierendsten Passagen der Nürburgring-Nordschleife hört auf den Namen Hocheichen: Das S im Anschluss an die Hatzenbach-Kurven schmiegt sich wild und Furcht einflößend in die Topographie der Eifellandschaft. Der Eingang ist so sauglatt, dass sich selbst erfahrene Piloten immer wieder verschätzen. Bei Regen und im Herbst, wenn Tannennadeln die Fahrbahn verunreinigen, wird der schattige Rechtsknick am Eingang zur Rutschbahn - bei Tempo 70 km/h ist mit Straßenreifen bereits Feierabend. Weil der Rechtsknick blind über eine Kuppe führt und ab dem Scheitelpunkt nach außen hängt, ist die Dosierung der Geschwindigkeit entscheidend: Weniger ist hier meist mehr, sonst bringt einen Einlenk-Untersteuern in arge Bedrängnis. Der weitläufige Linksbogen am Ausgang ist schlicht der Hammer: Gespickt mit Bodenwellen und starkes Gefälle sowie der alte Fahrbahnbelag stehen dem Bemühen des Piloten entgegen, früh und mit Schmackes auf die lange nachfolgende Gerade herauszubeschleunigen. Hart gefederte Rennautos neigen zum Springen und Versetzen. Man lässt sich weit heraustreiben, teilweise bis an die Rattersteine, wo dann bereits in den vierten Gang geschaltet wird. Bitte tasten Sie sich an Ihren persönlichen Grenzbereich Schritt für Schritt heran!
7:
Nach dem engen und technisch anspruchsvollen Geschlängel von Hatzenbach und Hocheichen geht es mit voller Fahrt in Richtung Quiddelbacher Höhe. Die Fahrbahn ist sehr schmal, wellig und die alten Beläge sind zudem sehr rutschig. Die Brücke über die B 257 ist eng wie ein Nadelöhr, bei dichtem Verkehr verspulen sich dort gerne die Autos. Ist die Bahn frei, fährt man den Rechtsbogen über die Brücke von der Fahrbahnmitte an und lässt sich auf die linke Seite hinaus treiben, um sich optimal für die Doppelrechts am Flugplatz zu positionieren: Wie auf einer Rampe geht es in den Himmel, so steil ist die Auffahrt zur Quiddelbacher Höhe. Man sollte sich immer links halten, Überholmanöver auf der rechten Seite sind zumindest gewagt: Der gewaltige Buckel ist dort noch höher, der nachfolgende Sprung ergo noch weiter. Leistungsstarke Autos sollte man mit gefühlvollem Bremsen bereits auf der Kuppe am Abheben hindern.
8:
Der Flugplatz scheidet Männer von Knaben: Je nach Fahrzeug kommt man im vierten oder fünften Gang über die Kuppe der Quiddelsbacher Höhe geflogen, verzögert kurz und hart, um vor allem die Vorderachse vor dem Einlenken zu stabilisieren, und lässt sich mit hohem Tempo in den dramatisch schnellen Doppelrechtsknick reinfallen. Die beiden Bögen soll man mit einem Lenkradeinschlag zu einer Kurve zusammen ziehen. Beim ersten Teilbogen hält man sich eng am inneren rechten Kurb. Zwischen erstem und zweiten Bogen räkelt sich lang gestreckt eine Bodenwelle, die das Auto für den zweiten Teil sanft aus den Federn hebt: Deshalb neigt das Auto am Ausgang der Doppelrechts zum Driften über alle vier Räder. Dann weiß man: Viel schneller geht es nicht mehr! Vorsicht bei Regen: Am Ausgang lauern tiefe Pfützen!
9:
Die Streckenverbindung zwischen Flugplatz und Schwedenkreuz wird oft unterschätzt: Die beiden Linksschwünge sind in ihrer Krümmung eher sacht, die Fahrlinie auf der linken Fahrbahnseite und die nachfolgende Senke vor dem Schwedenkreuz sind bei guter Streckenkenntnis und trockenen Bedingungen kein Problem. Allerdings ist dieser Abschnitt höllisch schnell - fünfter oder sechster Gang, je nach Auto - und das friedvolle Szenario ändert sich bei Nässe blitzartig. Vor allem der zweite Linksbogen vor der tiefen Senke hat es bei Regen in sich: Der alte Streckenbelag sorgt beim Einlenken unter Fullspeed bei Fronttrieblern für Unter- und bei Hecktrieblern für blitzartiges Übersteuern. Bei den anliegenden Geschwindigkeiten von deutlich über 200 km/h können solche Stunteinlagen schnell mit einem Totalschaden enden.
10:
Es ist eine der großen Mutkurven der Nordschleife: das Schwedenkreuz. Auf der tückischen Erhebung steht ein Kreuz aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. Zwischen Auto, Fahrer und Strecke herrscht an dieser Stelle heute noch gelegentlich Krieg. Die Zufahrt ist furchteinflößend: Mit Topspeed fliegt man über die erste Kuppe bei der Anfahrt. Das Auto wird leicht, die Federung muss sich nach der Landung erst wieder ein wenig setzen, bevor man mit dem Anbremsmanöver auf der rechten Seite der Strecke beginnen kann. Weil man für die Linkskurve über die Kuppe blind einlenkt, muss der Ablösepunkt perfekt passen: Lenkt man zu früh ein, muss man im Bereich des Scheitelpunktes noch einmal korrigieren, löst man sich zu spät vom rechten Fahrbahnrand, kommt man sehr leicht auf die dreckige äußere Spur. Die Kurvenfahrt am Schwedenkreuz ist immer ein Balanceakt, denn auf der Kuppe am Scheitelpunkt wird das Auto regelrecht ausgehoben und entsprechend unruhig. Um die folgende Anbremszone richtig zu erwischen, darf man sich im Schwedenkreuz nicht zu weit heraus tragen lassen. Wichtig auch, dass man sich langsam an die möglichen Geschwindigkeiten heran tastet: Wer mit 200 km/h über das Schwedenkreuz fliegt, sollte wissen, was er tut!
11:
Die Arembergkurve beginnt eigentlich schon im Schwedenkreuz: Mit über 200 km/h schießt man auf den Anbremspunkt zu, viele kleine Bodenwellen erschweren die Verzögerungsarbeit: Das schnelle Runterschalten auf der linken Fahrbahnseite sorgt in Verbindung mit den Bodenwellen oft für leicht blockierende Räder: Also nicht zu spät bremsen, und ein wenig Spielraum zum linken Fahrbahnrand lassen, denn die meisten Autos neigen dort beim Anbremsen zum gefährlichen Versetzen!
Obwohl die Arembergkurve in ihrem Radius einen gleichmäßigen Bogen zeichnet, fällt die Fahrlinie eher etwas eckig aus: Für die Dritte-Gang-Kurve lenkt man relativ spät und hart ein, um den Scheitelpunkt in Richtung Kurvenausgang zu verschieben. Vorteil: Man kann früher wieder die Lenkung öffnen, härter heraus beschleunigen und deswegen mehr Speed mit in Richtung Fuchsröhre nehmen.
Die Arembergkurve hat ihre Tücken: Eine Besonderheit besteht darin, dass sie über den gesamten Radius stark nach außen hängt, was vor allem ab dem Scheitelpunkt - bei Fronttrieblern sogar schon ab dem Einlenkpunkt - für starkes Untersteuern sorgt. Die richtige Einfahrtgeschwindigkeit entscheidet deshalb über Wohl oder Wehe: Wer es übertreibt, rodelt untersteuernd richtig Kiesbett. Wer die Pace dagegen richtig trifft, der hält das Auto ruhig und kann früher und kräftiger aus der Arembergkurve heraus beschleunigen. Ein kleiner Tipp fürs Regentraining: Nicht die Ideallinie nahe am inneren Kurb anvisieren, sondern eine Reifenbreite weiter aussen fahren: So finden die kurvenäußeren Räder deutlich mehr Grip!
Bitte tasten Sie sich an Ihren persönlichen Grenzbereich Schritt für Schritt heran!
12:
Die Verbindung zwischen der Arembergkurve und Fuchsröhre sieht einfach aus, hat aber ihre Tücken. Die Passage stürzt in Wellen den steilen Berg hinab, ruppige Bodenunebenheiten erschweren bei hohem Tempo das Kurshalten. Generell versucht man bei wenig Verkehr immer, die schwingende Links-Rechts-Links-Kombination zu einer Geraden zusammenzuziehen. Derart fährt man die Passage aus der Arembergkurve kommend auf der rechten Fahrbahnseite an und stürzt sich dann in einer geraden Linie durch die Bögen hinunter zur Fuchsröhre. Dabei hält man sich eng an die Kurbs, fährt aber nie darüber! Wichtig auch, einen vernünftigen Schaltrhythmus zu finden: Wer an der falschen Stelle hochschaltet, bringt unnötig Unruhe ins Auto. Knifflig wird der Abschnitt im Regen: Der Fahrbahnbelag im Bereich des ersten Linksschwungs ist glatt wie Seife! Überraschung am Rande: Wer früh am Morgen trainiert, muss hier mit Wildwechsel rechnen!
13:
Das dramatische Ende der Talfahrt hört auf den Namen Fuchsröhre und ist so spektakulär wie schnell. Bei trockenen Bedingungen, unerschrockenem Gasfuß und nicht zu viel Leistung geht die Kompressionskurve mit den meisten Autos voll, doch Vorsicht: Wer sich hier überschätzt, landet im Unterholz der Eifel. Rhythmus und Vertrauen ins Auto sind der Schlüssel, um die Passage zu meistern. Man bleibt bei der Anfahrt lange rechts und lenkt dann weich - nie ruckartig - ein. Wer vor der Fuchsröhre Tempo abbauen will, sollte das auf jeden Fall vor der Kompression machen, aber nie in der Senke bremsen! Man fährt die Fuchsröhre immer in der höchsten Fahrstufe, im Scheitelpunkt der Kompression hält man sich innen und lässt sich dann auf die rechte Seite treiben. Eine tiefe Bodenwelle bringt am Anbremspunkt Unruhe ins Auto - gefährlich vor allem für ABS-unterstützte Fahrzeuge. Weil die Geschwindigkeiten deutlich über 200 km/h liegen können, muss man sich peu à peu an die Möglichkeiten des Autos herantasten!
14:
Nach der Kompression der Fuchsröhre verzögert man kurz und hart auf der nachfolgenden Rampe, um das Auto zu stabilisieren und Tempo für die folgende Kurve abzubauen. Es ist nicht nötig, vor dem Linksbogen runterzuschalten, denn besonders Heck getriebene Fahrzeuge neigen an dieser Stelle bei hartem Einkuppeln zu blitzartigem Ausbrechen. Vielmehr lässt man das Auto mit Schleppgas zügig durchrollen. Ob man dabei den Kurb an der Innenseite leicht, stärker oder gar nicht überfährt, gehört zu den Streitfragen auf der Nordschleife. Am Ausgang sollte man sich nicht zu weit hinaustragen lassen, um die Rechtskurve hoch zum Adenauer Forst optimal anfahren zu können - was im Eifer des Gefechts allerdings oft nicht gelingt. Vorsicht: Die Anbremszone vor der Rechtskurve ist mit vielen kleinen Bodenwellen gespickt, deshalb nie zu hart bremsen. In der Vierte-Gang-Rechts bleibt man eng am Kurb und ganz lange auf der rechten Fahrbahnseite, um sich für den blinden und engen Linksknick am Forst zu positionieren.
15:
Die Zuschauer wissen schon, warum sie ausgerechnet da stehen: Nach der ultraschnellen Fuchsröhre und der flüssigen Links-Rechts-Kombination zum Adenauer Forst versperrt eine Kuppe den Blick auf den weiteren Verlauf der Strecke. Übermütige übersehen schnell den Eingang der Linkskurve und rasseln geradeaus in den Dreck. Der Linksknick ist unübersichtlich, sehr langsam, und außerdem macht er zu. Mit wenig Leistung und Frontantrieb fährt man die Kurve weit außen an, um Schwung mitzunehmen. Mit Heckantrieb und mehr Qualm am Rad kann man den Linksknick auch deutlich mittiger anfahren. Diese Linie entspricht dann mehr der Kampf-linie im Rennen, um unerwünschte Überholmanöver abzublocken. Mit mehr Leistung ist der Ausgang wichtiger als der Eingang. Deshalb die Ausgangsrechts sauber und in einem weiten Bogen auf der linken Fahrbahnseite anfahren, um den Radius zu öffnen und früh beschleunigen zu können. Der Rhythmus ist entscheidend am Forst: Wer den Eingang vermurkst, hat auch am Ausgang das Nachsehen, denn man schleppt den Fehler weiter. Deshalb besser langsamer in die Eingangslinks hinein- fahren, dafür die optimale Linie am Ausgang nutzen und früh herausbeschleunigen. Am Ausgang bitte nie auf den Kurb fahren!