Rambo, Rambo, Rakete - man, was war das für eine Saison? Wir sahen packende Zweikämpfe, spektakuläre Drifts, Autos entgegen der Fahrtrichtung, über sich hinaus wachsende Fahrer, unerwartete Gewinner, sich abzeichnende Lackschäden, konstante Rundenzeiten, konstante Pechvögel. Als Ackerpflug umfunktionierte Boliden, GT3-Wagen mit dem Versuch zu fliegen. Kontroversen nach Rennen, Fairplay auf der Strecke.
Ja, wir hatten schon so ziemlich alles dabei, aber über allem stand der hervorragende Umgangston miteinander, letztlich ist es “nur” ein Spiel, ein Hobby, das uns alle verbindet, etwas wo wir alle gleich bescheuert, verrückt, was auch immer sind. Wir blicken zurück auf 8 tolle Rennwochenenden, an denen insgesamt 16 Rennen in 5 verschiedenen Ländern virtuell ausgetragen wurden.
Neben den Erinnerungen bleiben uns dank der zahlreichen Screenshots, diverser Websiten und einem Typen mit viel zu viel Langeweile in seinen Semesterferien, oh hey das bin ja ich, auch sehr sehr viele Zahlen und daraus resultierende Statistiken. Die Saison in Zahlen, darum soll es in den folgenden Zeilen gehen.
Hinweise: Ich werde mich im Folgenden aus Einfachheitsgründen auf Nachnamen der Fahrer beschränken sowie mich selbst aus der 3. Person nennen. Der Bezug auf schnellste Rennrunden findet nur ab dem 3. Lauf in Spa statt, für die beiden Wochenenden davor hatte ich leider keine Daten vorliegen.
Die Liga startete mit einem neuen System in die 2. offizielle Assetto Corsa Saison der SimRC. Es fanden also 2 Rennen pro Wochenende statt, das Sprintrennen dabei mit einem Reverse-Grid, was zu einem extrem engen Feld und dem ein oder anderen Unfall geführt hat. Aber was noch viel wichtiger ist, es gab 2 Siegerehrungen!
Dadurch gab es natürlich enorm viele Podiumsplatzierungen und Überraschungssieger, während sich Weltmeister Haftmann in den Hauptrennen doch klar gegen die Konkurrenz in puncto 1. Plätze durchsetzen konnte mit 6 Siegen aus 8 Rennen, führt ein anderer die Statistik in der kleinen Wertung an, die Rede ist von Stephan Reiter alias cap. Er zeichnete sich nie wirklich durch eine besonders schnelle Pace aus, konnte aber seine Konstanz, das Reverse-Grid und Fehler der anderen oft zu seinem Vorteil nutzen und so 3 Mal ganz oben stehen.
Erwähnenswert sind außerdem die Überraschungssiege von Ligaleiter Winkler im Sprintrennen von Spa und vom sympathischen Funkgerät-Ösi Fida im Hauptrennen am Sachsenring. Außerdem stand Vize-Meister Paulick nie auf einem 3. Platz, Haftmann gar konnte erst im letzten Lauf am Hockenheim seine Lücken auf den beiden niedrigeren Podestplätzen jeweils auffüllen.
Dem Tempus nicht entsprechend werfen wir nun einen Blick auf das, was so viele Rennen geprägt hat, noch bevor diese eigentlich begannen - das Qualifying. Dort sieht es nämlich deutlich enger aus, als es die Ergebnisse der Hauptrennen haben vermuten lassen. 3 Mal durfte Haftmann von ganz vorne starten, einmal weniger hatten jeweils die beiden Lamborghini von Waldmann und Wentker diese Ehre, wobei beide nur an je 3 Veranstaltungen teilnahmen. Die noch verbleibende, heiß begehrte Pole-Position konnte sich Paulick am Sachsenring sichern. Einen Start-Ziel-Sieg gab es nur in der Hälfte der Hauptrennen, 3 Mal gelang dieses Kunststück Haftmann, einmal Wentker. Hervorstechend sind außerdem noch 2 andere Statistiken, zum einen hatte Paulick die meisten 3. Plätze in den Qualifyings, 4 Mal wurde er an dieser Stelle ins Rennen geschickt. Zum anderen war Haftmann 5 Mal an zweiter Stelle gewertet worden, er startete damit nie von einem schlechteren Startplatz als P2.
Ein sehr großes Thema waren auch die Erfolgsgewichte, die nach jedem Lauf an die Fahrer entsprechend ihrer Ergebnisse am Wochenende verteilt wurden. Insgesamt wurden 1050 kg an Erfolgsgewichten in die Autos verteilt, also etwas weniger als das Leergewicht eines Z4 GT3. Dabei ging der Großteil an eben diesen Hersteller, BMW Boliden fuhren mit insgesamt 620 kg zusätzlichem Gewicht durch das Reglement, gefolgt von Audi an zweiter Stelle mit “nur” 240 kg. Ein Fahrer hätte die Gewichte, insbesondere das 50-Kilo-Gewicht, fast schon mieten können. Die Rede ist mal wieder von Haftmann, er fuhr als Einziger in jedem möglichen Rennen mit Zusatzgewichten, in Barcelona waren da ja noch alle davon befreit. Er hatte durchschnittlich 40 Kilo, sogar 45 Kilo wenn man vom ersten Lauf absieht, an Bord. Teamkollege Jassmann und Nissan-Montoya Kuffel können in dieser Statistik nur bedingt mit durchschnittlich 20 Kilogramm Schritt halten.
Die Gewichte sollten dazu dienen, das Feld enger zusammenzubringen. Und das haben sie meiner Meinung nach auch getan. Eng ging es zu, manchmal sogar bis hin zur Ziellinie. Im letzten Lauf am Hockenheimring konnte Wentker seinen Vorsprung gegenüber Paulick ins Ziel retten, dieser betrug nur 0,393s, Tiefstwert für ein Hauptrennen! Deutlich knapper ging es oftmals im Qualifying zu, in Oschersleben stahl BMW-Pilot Haftmann seinem Teamkollegen Jassmann die Pole-Position mit dem Wimpernschlag von nur 0,006s. Knapper geht es nicht? Denkste! Am Nürburgring musste ein Photo-Finish her, um Positionen festlegen zu können und selbst damit war dieser Abstand eine absolute Lächerlichkeit. Gerade einmal 2 Tausendstel trennten Wentker auf P8 und Fida auf P9 im Sprintrennen voneinander.
Am Anfang der Saison wurde noch kräftig die Werbetrommel gerührt, Organisatoren hatten nach den ernüchternden Teilnehmerzahlen an Pre-Season-Tests die Befürchtung, dass wir nicht genug Fahrer an Land ziehen könnten, um eine Saison sinnvoll durchzugestalten. Doch das Werben trug Früchte, die sich bis in die Endphasen der Saison bemerkbar machten. Insgesamt traten 23 Fahrer an, davon 19 Deutsche und immerhin 4 Österreicher. In Spanien traten 13 Autos an, dominierende Hersteller waren hierbei BMW und Audi, die jeweils 5 Fahrzeuge an den Start stellten. Bis zum Finale am Hockenheim änderte sich dieses Bild aber, zwar hatten wir immer noch sagenhafte 12 Autos auf der Strecke, allerdings hatte BMW nun die alleinige Vormachtstellung mit 6 Z4’s, Audi ging mit lediglich einem Auto an den Start. McLaren war bis Saisonmitte komplett aus dem Feld verschwunden, man sah zunehmend Lamborghinis und Nissans. Nicht nur temperaturtechnisch war Zandvoort ein Saisonhöhepunkt, mit 15 startenden Fahrern war das Feld hier am vollsten. Durchschnittlich hatten wir 12,625 Fahrer pro Wochenende da, ich denke, dafür können wir uns alle nur selbst auf die Schulter klopfen. Besonders hervorzuheben sind Paulick, Weiß, Fida und Haftmann, die sich zu jedem Lauf die Zeit nahmen und zumindest mit Anwesenheit glänzen konnten.
Diese 4 Fahrer waren es auch, die eine Distanz von 1221,496 km in den Rennen allein zurücklegten, das ist etwas mehr als die Luftlinie zwischen Berlin und Kiew.Der Huracan GT3 war im Feld dafür bekannt und gefürchet, auf der Geraden extrem schnell zu sein. Am schnellsten bewegte diesen Waldmann auf der Ardennenachterbahn Spa, er wurde im Hauptrennen in Runde 11 mit der sagenhaften Geschwindigkeit von 274 km/h geblitzt, Windschatten und Lambo-Power for the win! Er war es auch, der in besagtem Rennen die schnellste Rundenzeit aufstellen konnte, es blieb seine Einzige. 4 Mal so oft konnte sich Audi-Fahrer Paulick diese Auszeichnung holen, er hat damit die meisten schnellsten Rennrunden erzielt. Gefolgt wird er in dieser Wertung von den beiden Fahrern von HmS Racing, Haftmann und Jassmann, mit je zwei “fastest laps”. Zu erwähnen ist, dass im Hauptrennen von Oschersleben beide Fahrer die identische Zeit erzielten, sie aber Jassmann zu Gute gerechnet wurde, da er sie eher im Rennen erzielt hat. Wentker konnte ebenfalls mit seinem Lambo zweimal die schnellste Zeit in einem Rennen erreichen, BMW-Fahrer Fida fuhr bei seinem Sensationssieg im Hauptrennen vom Sachsenring auch die schnellste Zeit.
So langsam gehen mir die Zahlen aus, der Rückblick neigt sich dem Ende. Aber wie könnte ich diesen Bericht abschließen, ohne das Signifikanteste der ganzen Saison hervorzuheben? Es gab eine Sache, die war so zuverlässig wie das Amen in der Kirche, wie der Sonnenaufgang am Morgen, wie der Sonnenuntergang am Abend, wie dass nach Regen immer Sonnenschein folgt. In Wettbüros hätte es eine 1,0000001er Quote dafür gegeben, so zuverlässig und sicher war ihr Eintreten. Und nein, ich rede nicht von den GT3-Autos, die absolut nie einen technischen Defekt haben können, das ist nicht im Spiel! Die Rede ist von der 100%igen Abschussquote vom Pechvogel der Saison, dem erfolgreichsten Pad-Fahrer und Vize-Meister der Saison in einem atemberaubenden Finale am Hockenheim, Ladys und Gentleman, Jungs und Mädels, Querfahrer und Geradeausdenker, put your hands up foooooooor… @Bloodsn alias Alexander Paulick!!!!
Alle Zahlen können Interessierte hier nochmal genau studieren: https://docs.google.com/docume…_Z0IPkhk/edit?usp=sharing
Wer Ergänzungen, Verbesserungen, Vorschläge, Kritik parat hat, bitte immer hier darunter, besonders ärgert mich das nicht Vorhandensein von schnellsten Runden aus den Läufen 1 und 2.
Danke für’s zu Ende lesen, wenn bis hierhin noch jemand wach sein sollte und nicht schon alle mit dem Schädel auf der Tastatur hängen.
Mit wunden Fingern und rauchendem Kopf
Danny