[SimRC Endurance Team] Die Challenge, die keine sein sollte

Die Enttäuschung von Bathurst als Motivation

Vor den 24h in Spa des SimGrid Split 2 gab es im Lager des Endurance Teams eine gemischte Stimmung. Zum einen ist da das Ergebnis von Bathurst. Schlechte Qualifikation, dadurch am Start mitten im Traffic in Unfälle verwickelt, Auto in die Wand gesetzt und am Ende im Zweikampf nochmal zwei Plätze und wichtige Punkte verloren. Aber auch schon dort hat man sich vom letzten Platz mit ordentlich Rückstand fast wieder in die Top 15 gekämpft. Die Pace war also eigentlich schon da. Zum anderen eine gute Ausgangslage. Mit dem Aston AMR V8 hat man ein gutes Fahrzeug für Spa und durch das Ergebnis in Bathurst auch keinen Erfolgs-Ballast, wie einige der Top-Teams. Das Team bestehend aus Hannes Nortmann @StuN, Michael Mund @Micha90play, Paul Retzbach @DERpaul und Tobias Lorenz @Der_BMW_Fahrer [amtierender SimRC ACC-PC Champ] hat in der Vorbereitung nichts dem Zufall überlassen. Es wurde absolut jeder Stein im Setup umgedreht, was auch angesichts der Limitierung auf 15 Trockenreifen notwendig schien. Also wurde viel gebastelt und geübt um den Reifenverschleiß irgendwie zu zähmen und einige der Reifensätze zwei Mal 65 Minuten fahren zu können.In Sachen Erfahrung musste sich keiner der Fahrer verstecken und mit @StuN hatte das Team einen ausgemachten Experten für die Strecke.



Super-StuN

Die schlechte Qualifikation aus Bathurst sollte auf jeden Fall wieder wett gemacht werden, das Ziel war ganz klar in die Superpole und damit die Top 10 zu kommen. Genau das konnte @StuN dann am Ende auch umsetzen. Eine starke 2:16:032 reichte im ersten Teil der Qualifikation für P7 und damit für die Superpole. Zu diesem Zeitpunkt lief noch alles wie erwartet, sieben Zehntel von P1 entfernt erwartete man nicht viel von der Superpole. Man war bereits zufrieden mit einem Startplatz in den Top 10. Aber dann passierte das Unerwartete. Als drittes Auto fuhr StuN wieder auf die Strecke um seine schnelle Runde zu setzen - und was für eine er setzte! Eine 2:15.684, seine absolute persönliche Bestzeit jemals und das in der Superpole mit nur einem einzigen Versuch! Nun konnte man schon erahnen, dass eventuell P3-5 drin sein könnte. Aber bis zum Schluss konnte die Konkurrenz diese Zeit nicht schlagen und so wurde es völlig überraschend die Pole Position.


Zum Genießen hier noch einmal die Pole-Runde von StuN:


Vor dem Start - Es war kompliziert

Mit der Pole Position war die Anspannung bei allen Fahrern groß, vor allem bei @Micha90play, dem Startfahrer. Zwei Ferraris mit viel Top Speed im Nacken sorgten bereits vor Betreten des Servers für etwas Unwohlsein. Als der Server dann in die Rennsession sprang, überschlugen sich die Ereignisse. Erst merkte Micha, dass es ziemlich kurz nach dem Start anfangen würde zu regnen und die Reifendrücke angepasst werden müssen. Jedoch kam direkt danach der noch größere Schock, als er merkte, dass er keinen Ingame-Sound hatte und auch seine Teamkollegen im Teamspeak nicht hören konnte. Verzweiflung und Panik machte sich breit. So entschied sich Micha den Start auszulassen und das Auto zur Box zurück setzen zu lassen, um etwas Zeit zu gewinnen und evtl. den Fahrer zu wechseln. Aber auch der Fahrerwechsel war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Doch dann fasste sich Micha wieder, fixte seinen Ton, stellte zusammen mit @StuN die Reifendrücke ein und nahm sich vor das Beste draus zu machen, trotz aller Enttäuschung über die verlorene Pole Position.



Rennstart - von 1 auf 49 in 0.00s, aber Micha bügelt es wieder aus

Als Micha um 13:10 Uhr zum Rennstart aus der Box startete, war man bereits früh überrascht, als das Feld schon auf der Camel Straight in Sichtweite war und der Rückstand auf das Feld nur 6 Sekunden betrug. Nach der NoName-Corner herrschte bereits pures Chaos, denn diverse Autos blockierten querstehend die Gerade auf dem Weg zu Pouhon. Micha konnte sich mit Übersicht und etwas Glück durch das Knäul manövrieren. Doch die erste Runde hielt noch weitere Überholmanöver parat, so dass das SimRC Endurance Team sich am Ende von Lap 1 bereits über Platz 29 von 49 freuen konnte. Man merkte schnell, dass Micha hier auf einer Mission war, seine technischen Probleme vom Start für das Team wieder auszubügeln. Mitten in der zweiten Runde fing der Regen an und damit nahm Michas Aufholjagd erst richtig Fahrt auf. Mit üppiger Pace und viel Wut auf sich selbst im Bauch, dauerte es gerade mal bis Runde 9 und man war wieder in den Top 20. Es schien immer weiter nach vorne zu gehen, bis zu dem Duell um Platz 15 ab Runde 12 mit dem Ferrari #11. 4 Runden sollte das Duell dauern, bis Micha vor No-Name eigentlich schon vorbei war, in der Kurve aber noch gedreht wurde. Von Platz 20 aus ging es also wieder von vorne los.



Ein regnerischer Abend voller Überholmanöver

Micha konnte das Auto nach seinen zwei Start-Stints ca. auf Platz 12 nach den Boxenstopps an @Der_BMW_Fahrer übergeben. Tobi, der eigentlich auch einen starken Stint auf der mittlerweile wieder trockenen Rennstrecke zeigte, hatte jedoch zwei größere Zwischenfälle als ihm einmal der Motor ausging und als er für eine leichte Berührung eine 15 Sekunden Strafe bekam. Dennoch konnte er das Auto auf einem guten 15. Platz übergeben. Er hatte zwar durch die Strafe einige Plätze verloren, aber die Lücke zur Top 5 war noch "machbar" als @StuN in das Auto steigen durfte. In seinem Doppelstint, einer im Trockenen, einer im leichten Regen, konnte StuN das Auto auf Platz 5 liegend wieder an Micha übergeben. Nach gerade einmal 6 Stunden war man schon wieder in Reichweite zu einem Podestplatz, nur Platz 1 schien enteilt. Spätestens hier merkten die vier Jungs und der Twitch-Chat, dass gerade etwas Großes passiert. Das Wetter sollte über den ganzen Abend unbeständig bleiben. Während es bis ca 18Uhr wechselhaft blieb, sollte es bis 22Uhr durchgehend regnen. Aber auch das sollte an diesem Tag kein Nachteil sein, selbst im Regen zeigten StuN, Micha und Paul starke Rundenzeiten und begannen ganz langsam auf P2 und P3 aufzuholen.



Die Nacht des schlafenden Lorenz

Als um 22 Uhr so langsam die Nacht einsetzte, lag man nur noch ca. eine Minute auf P1 zurück. Erst als Paul Retzbach bei einem Zwischenfall mit einem Überrundeten eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt bekam, wurde die Euphorie etwas gedämpft. Wieder eine Runde hinter Platz 1 und 2 und nur knapp vor Platz 4 startete die Nachtschicht von @StuN, @Der_BMW_Fahrer und @DERpaul. Alle drei zeigten eine starke und konzentrierte Leistung bis zu den Morgenstunden, lediglich der Wecker von @Der_BMW_Fahrer war scheinbar um eine Stunde verstellt worden, so dass @DERpaul eine Überstunde einlegen musste. So durfte sich @Micha90play wahrscheinlich etwas die Augen gerieben haben als er sich gegen 6 Uhr morgens für seinen Stint bereit machte. Der falsche Fahrer auf dem Auto aber auf P2 liegend? Träum ich noch? Die Nachtschicht konnte die drei Minuten Rückstand auf das bis dahin auf Platz 2 liegende Team von “Excel Racing by RennWelten” reinfahren und diese sogar überholen.



Aufgehende Sonne und aufkeimende Hoffnung

Mit der aufgehenden Sonne zeigte sich, hier ist bei noch 7 Stunden auf der Uhr noch der Sieg drin. Aber das auf Platz 1 liegende Team von Black Hawk Racing war stark - sehr stark. In den vergangenen Stunden konnte der Rückstand zwar leicht reduziert werden, aber es war klar, dass jetzt jeden Stint gepusht werden musste. Durch den vielen Regen und eine gute Strategie über die bisher 18 Stunden waren für die restlichen Stints frische Trockenreifen übrig. Dennoch verlief der Morgen weitestgehend ruhig. Alle Fahrer konnten ihre Pace gehen und machten einfach das Beste draus - eigentlich mit dem Ziel, P2 nach Hause zu fahren und zu hoffen noch eine kleine Chance auf P1 zu haben. Gegen 11Uhr griff Paul bei einsetzendem leichtem Regen wieder ins Steuer und löste damit Tobias Lorenz ab. Noch 1 Stunde und 50 Minuten um knapp 30 Sekunden Rückstand aufzuholen schien schwer, aber - vor allem in diesem Mischbedingungen - machbar. Das Team zeigte, dass ihr Auto bei den 24h von Spa perfekt mit allen Bedingungen klarkam und der V8 ungehindert seine Leistung auf den Asphalt bringen konnte. So langsam stieg dann auch die Anspannung als StuN für den Schlussstint, bei immer noch leichtem Regen und noch 50 Minuten zu fahren, die Steuerung übernahm.



Spektakulärer Start? Spektakuläres Ende!

11 Sekunden war der Gap auf Platz 1 als StuN in das Auto stieg, innerhalb von 15 Minuten war dieser Abstand dann dahingeschmolzen. Ab jetzt entbrannte der Zweikampf des Tages, das direkte Duell um Platz 1, Hannes Nortmann für das SimRC Endurance Team gegen A. Brautigam von Black Hawk Racing. Runde um Runde suchte StuN die Lücke, aber fand sie nicht. Die #81 schien einen guten Top-Speed zu haben und machte es StuN damit zusätzlich schwer. Bei einem ersten Versuch in La Source, vor knapp 100 Zuschauern auf Twitch, kam es zu einem Kontakt bei dem StuN vorbei gehen konnte. Doch die Rennleitung wies ihn an, die Position zurück zu geben, da er diese Offtrack gewonnen hatte. 12 Minuten vor Schluss war es dann vor Eau Rouge soweit, StuN hatte ihn geknackt, aber die Freude hielt nur kurz als direkt nach Radilion das hier geschah:


Glücklicherweise zeigte Black Hawk Racing hier puren Sportsmanship und hat es nicht der Rennleitung überlassen, sondern reihte sich direkt hinter dem, nun in Führung liegenden, SimRC Endurance Team wieder ein. Mit 20 Sekunden Schaden musste StuN nun noch 10 Minuten von der Uhr bekommen, aber entweder konnte oder wollte Black Hawk Racing nicht noch einmal angreifen.


So war es geschehen. First-To-Last-To-First. Wilder Start, wildes Wetter und wilde Zwischenfälle, mit 135 Zuschauern ein neuer Zuschauerrekord, aber eben auch eine wilde Pace und Konstanz von allen vier Fahrern die sich nach der Pole Position in der Qualifikation, schlussendlich auch den Rennsieg erkämpft haben bzw. wie es mittlerweile heißt "irgendwelche SimRC Dinge gemacht und vorne gelandet". Dieser Sieg wird noch lange in Erinnerung bleiben, aber für das SimRC Endurance Team geht es natürlich weiter. In wenigen Wochen wird die Euphorie wieder der Vorbereitung weichen, denn schon am 24. Juni um 19:45Uhr geht es weiter im SimGrid Split 2 mit der Qualifikation für die 12h von Donington. Also seid wieder live dabei auf https://www.twitch.tv/simrc_endurance, um zu sehen, was dieses mal wieder alles schiefläuft oder ob Micha wieder sagen kann #ididawesomejob. Immerhin will das SimRC Endurance Team seinen gerade ergatterten ersten Platz in der Gesamtwertung des Split 2 verteidigen, also kann es einfach nur ein spannendes Wochenende werden.


                  

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